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Europäer loben die EU dafür, dass sie zum Erhalt des Friedens beiträgt und zu mehr Wohlstand führt, sagen aber auch, dass Brüssel den Bezug zu ihren Bürgern verloren habe

Viele machen sich Sorgen über die langfristigen Aussichten für die Wirtschaft und die Folgen der Einwanderung

(Michele Spatari/NurPhoto via Getty Images)
(Michele Spatari/NurPhoto via Getty Images)

Dieser Text wurde aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt.

Mehrheiten in den meisten befragten europäischen Ländern äußern sich nach den Ergebnissen einer neuen Studie des Pew Research Center positiv zur Europäischen Union. Allerdings neigen viele auch dazu, den in Brüssel ansässigen Staatenverbund als eine ineffiziente Institution zu beschreiben, die sich in einzelstaatliche Angelegenheiten einmischt und den Bezug zu den Bedürfnissen ihrer Bürger verloren hat.

Ein Median von 74 % der Bürgerinnen und Bürger der 10 vom Pew Research Center kürzlich befragten europäischen Länder gab an, dass die EU zum Erhalt des Friedens beitrage, und die meisten sind auch der Meinung, dass sie demokratische Werte fördere und zu mehr Wohlstand führe. Allerdings lag der Medianwert derer, die sagten, die EU verstünde die Bedürfnisse ihrer Bürgerinnen und Bürger nicht, bei 62 % und weniger als die Hälfte der Befragten in Griechenland und im Vereinigten Königreich sehen die EU in einem positiven Licht.

Angesichts der im Mai bevorstehenden Wahlen zum Europäischen Parlament sind die Ansichten zu diesem EU-weiten gesetzgeberischen Organ gemischt, auch wenn die allgemeine Beurteilung (mit einem Median von 50 %) geringfügig positiver ausfällt als die Zahl der negativen Bewertungen (45 %). Auch hier fallen das Vereinigte Königreich und Griechenland wegen ihrer negativen Beurteilung auf, während Deutsche und Franzosen in etwa gleich große Lager gespalten sind.

Innerhalb der einzelnen Länder unterscheiden sich die Ansichten zur EU nach Ideologie und Zugehörigkeit zu demografischen Gruppen, wobei junge Menschen und Personen im linken politischen Spektrum eher positive Meinungen äußern. Negative Ansichten dagegen sind besonders unter den Unterstützern populistischer rechtsstehender Parteien verbreitet.

Dies sind einige der wichtigsten Ergebnisse einer kürzlich durchgeführten Studie des Pew Research Center, die vom 24. Mai bis 12. Juli 2018 mit 10.112 Teilnehmern in 10 Ländern durchgeführt wurde.

Hier einige weitere Schlüsselergebnisse der Studie:

Schlechte Bewertung der Handhabung  von Wirtschaft und Brexit sowie des Umgangs mit Flüchtlingen durch die EU: Die Art und Weise, in der die EU den geplanten Ausstieg des Vereinigten Königreichs aus der EU handhabt, wird generell eher zurückhaltend beurteilt. Im oberen Bereich des Spektrums wird diese Vorgehensweise von etwa der Hälfte der Niederländer (52 %) und der Deutschen (51 %) gutgeheißen. Griechen (32 %), Italiener (31 %) und Ungarn (31 %) sind mit der gegenwärtigen Praxis am wenigsten einverstanden. Bemerkenswert ist, dass mehr als ein Drittel der Briten (36 %) angibt, mit der Handhabung des Brexit durch die EU einverstanden zu sein. Weniger als die Hälfte der Bürgerinnen und Bürger in den befragten Ländern gab an, sie befürworte die Handhabung europäischer Wirtschaftsfragen durch die EU (Median von 40 %) und ihren Umgang mit der Flüchtlingskrise (Median von 23 %). Die Bewertung der Leistung der EU in diesen Fragen ist jedoch von Land zu Land stark unterschiedlich.

Europäer erkennen in der EU sowohl Positives als auch Negatives: Mehr als die Hälfte der Umfrageteilnehmer in jedem befragten Land ist der Ansicht, dass die EU zum Erhalt des Friedens beitrage; in Schweden, Deutschland und Polen vertreten acht von zehn oder noch mehr Befragte diese Meinung. Ungefähr die Hälfte der Umfrageteilnehmer oder mehr in allen 10 Ländern sind zudem der Ansicht, die EU fördere demokratische Werte, eine Meinung, die vor allem von den Franzosen und den Deutschen vertreten wird. In sieben Ländern glaubt mindestens die Hälfte der Befragten, dass die EU zu mehr Wohlstand führe. Zu den Ausnahmen zählen Griechenland und Italien, zwei Länder, die während der Europäischen Schuldenkrise zu den Leidtragenden gehörten. Deutschland stellt eine weitere Ausnahme dar: Diesem Land ist es im vergangenen Jahrzehnt im Vergleich zu vielen anderen Ländern der EU wirtschaftlich relativ gut gegangen. Ein Median von 54 % der Befragten gibt an, dass sie die EU als ineffizient erachteten, während ein Median von 51 % meint, sie mische sich zu stark in einzelstaatliche Angelegenheiten ein.

Deutschlands Rolle in der Welt wird als zunehmend bedeutsam angesehen, Frankreichs Rolle als stabil und die Rolle des Vereinigten Königreichs als geschwächt: In Europa herrscht der Eindruck vor, dass der deutsche Einfluss wachse, während der französische und britische Einfluss stagniere oder abnehme. In den befragten europäischen Ländern ist ein Median von 47 % der Ansicht, Deutschland spiele in der Welt eine bedeutendere Rolle als noch vor 10 Jahren. Am ausgeprägtesten ist diese Meinung in Griechenland, wo 81 % angeben, Deutschland spiele eine bedeutendere Rolle und nur 5 % sagen, es habe eine weniger wichtige Rolle. Wenn sie nach der britischen Rolle in der Welt von heute gefragt wird, tendiert die europäische Öffentlichkeit zu der Ansicht, sie sei entweder statisch oder im Abschwung begriffen. Mindestens die Hälfte der Befragten in den Niederlanden, Frankreich, Deutschland und Schweden glaubt, das Vereinigte Königreich nehme eine weniger bedeutende Rolle ein als vor einem Jahrzehnt. Und ein Median von 25 % in den 10 befragten europäischen Ländern gibt an, dass Frankreich eine wichtigere Rolle in der Welt spiele. Weit verbreitet ist die Ansicht, dass Frankreichs Stellung in der Welt unverändert sei.

Viele geben an, die finanzielle Lage des Durchschnittsbürgers habe sich verschlechtert: Eine bemerkenswerte Zahl von Europäern glaubt, dass sich die finanzielle Lage der Durchschnittsbürger in ihrem jeweiligen Land in den letzten zwei Jahrzehnten nicht verbessert habe. In Griechenland, Italien und Spanien – drei südeuropäischen Ländern, die von der Finanzkrise besonders stark betroffen waren – geben große Mehrheiten an, dass es den Durchschnittsbürgern heute schlechter gehe als vor 20 Jahren. Und etwa die Hälfte oder mehr der Befragten in Frankreich und dem Vereinigten Königreich sind ebenfalls dieser Ansicht. Zwei auffällige Ausnahmen sind Polen und Schweden, wo etwa zwei von drei Befragten der Meinung sind, es gehe den Menschen im Allgemeinen finanziell besser. In den 10 befragten Ländern ist ein Median von 58 % der Meinung, dass in ihrem Land aufwachsende Kinder finanziell einmal schlechter dastehen werden als ihre Eltern; nur 30 % sind der Ansicht, dass es ihnen besser gehen werde.

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