Drei Jahre nach Beginn einer turbulenten Phase in den deutsch-amerikanischen Beziehungen, mit Donald Trump am Steuer der amerikanischen Außenpolitik und Deutschland unter der Leitung von Angela Merkel, gibt es weiterhin große Unterschiede in den öffentlichen Ansichten beider Länder zu ihren bilateralen Beziehungen und zur Sicherheitspolitik, so ein neuer Bericht des Pew Research Center.

Die deutsche Gesamtbewertung der Beziehungen zu den Vereinigten Staaten hat sich insgesamt etwas verbessert, und junge Menschen in beiden Ländern sehen den Stand der bilateralen Beziehungen im Jahr 2019 optimistischer. Dennoch unterscheiden sich Ansichten in beiden Ländern weiterhin sehr, insbesondere in Bezug auf den Einsatz militärischer Gewalt, Verpflichtungen gegenüber der NATO und Beziehungen zu anderen Weltmächten wie Russland und China.

In der Kernfrage zu den Beziehungen zwischen den USA und Deutschland unterscheiden sich die Bewertungen der Öffentlichkeiten beider Länder stark. Amerikaner sind größtenteils zufrieden mit dem aktuellen Stand der bilateralen Beziehungen. Drei Viertel sagen, dass das deutsch-amerikanische Verhältnis in einem guten Zustand ist. Dies entspricht einem Anstieg der positiven Stimmung um 7 Prozentpunkte seit 2017.

Unter den Deutschen sagen nur 34%, dass das Verhältnis gut ist, und gerade mal 2% sagen, dass es sehr gut ist. Dies ist jedoch eine positivere Bewertung als 2018, als nur 24% der Deutschen angaben, dass die Beziehungen gut laufen.

Junge Menschen in beiden Ländern sehen die Beziehungen zwischen den USA und Deutschland vergleichsweise positiv. In den USA sagen beispielsweise 82% der 18- bis 29-Jährigen, dass die Beziehung gut ist, verglichen mit 73% in der Altersgruppe 65 und älter. In Deutschland geben vier von zehn jungen Menschen an, dass die Beziehungen zu den USA gut sind, verglichen mit nur 31% der über 65-Jährigen.

Dies sind die wichtigsten Ergebnisse einer Umfrage des Pew Research Center unter 1.004 Erwachsenen, die vom 17. bis 22. September 2019 in den USA durchgeführt wurde, und einer Umfrage der Körber-Stiftung unter 1.000 Erwachsenen, die vom 9. bis 28. September 2019 in Deutschland durchgeführt wurde. Die Analyse umfasst auch Ergebnisse der Global Attitudes-Umfrage des Pew Research Center vom Frühjahr 2019, die vom 13. Mai bis 18. Juni 2019 unter 1.503 Erwachsenen in den USA und vom 31. Mai bis 25. Juli 2019 unter 2.015 Erwachsenen in Deutschland durchgeführt wurde.

Weitere wichtige Ergebnisse aus dem Bericht:

Unterschiede in Sicherheitsfragen überwiegen in der öffentlichen Meinung in den USA und Deutschland. Auf die Frage, ob die europäischen Verbündeten der USA ihre Verteidigungsausgaben erhöhen, senken oder gleich belassen sollen, sagt die Hälfte der Amerikaner, dass die Ausgaben gleichbleiben sollten. Die deutsche Öffentlichkeit ist sich uneinig, ob die derzeitigen Ausgaben für die Landesverteidigung erhöht werden oder gleichbleiben sollen, wobei jeweils etwa vier von zehn eine dieser beiden Ansichten vertreten.

Amerikaner und Deutsche vertreten ebenfalls unterschiedliche Standpunkte zur US-Militärpräsenz in Deutschland. Menschen in den USA halten die Militärstützpunkte ihres Landes in Deutschland für viel wichtiger für die Sicherheit ihres Landes als die Deutschen: 85% der Amerikaner glauben, dass diese Stützpunkte für die Sicherheitsinteressen der USA wichtig sind. Im Gegensatz dazu sieht etwa die Hälfte der Deutschen US-Militärstützpunkte als wichtig für die nationale Sicherheit ihres Landes an, während 45% gegenteiliger Meinung sind.

Es gibt starke Unterschiede zwischen den USA und Deutschland, wenn es darum geht, welcher außenpolitische Partner als am wichtigsten angesehen wird. Unter Amerikanern empfinden 36% das Vereinigte Königreich als wichtigsten oder zweitwichtigsten außenpolitischen Partner. Deutschland wird dahingegen nur von 13% als wichtigster oder zweitwichtigster Partner ausgewählt, zwischen Israel mit 15% und Mexiko mit 12%. Die Deutschen sehen Frankreich eindeutig als den wichtigsten außenpolitischen Partner, sechs von zehn sagen dies. Ein großer Anteil sagt auch, dass die USA ein wichtiger Partner sind (42%), und dies bedeutet einen Anstieg dieser Stimmung seit 2018, als nur 35% Amerika als einen der wichtigsten außenpolitischen Partner nannten.

Amerikaner und Deutsche unterscheiden sich auch in ihren Ansichten über Länder und internationale Organisationen. Diese Kluft ist am größten, wenn es um Meinungen über die Europäischen Union geht. Während rund sieben von zehn Deutschen die EU befürworten, stimmt nur etwa die Hälfte der Amerikaner zu. Eine ähnlich große Kluft besteht zwischen der deutschen und der amerikanischen Wahrnehmung Russlands, obwohl positive Meinungen zu Russland in beiden Ländern weniger verbreitet sind als positive Ansichten über die Vereinten Nationen und die EU. Es besteht ein größerer Konsens über die Vereinten Nationen und die NATO, obwohl insbesondere Deutsche diese Organisationen tendenziell höher einschätzen als Amerikaner.

Der vollständige Bericht ist auf Englisch verfügbar unter: https://www.pewresearch.org/global/2020/03/09/americans-and-germans-differ-in-their-views-of-each-other-and-the-world/

Diese Zusammenfassung wurde aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt.